Muskeltest
Der kinesiologische Muskeltest als Kommunikationsmittel.
1. Die Kinesiologie ist ein partnerschaftliche Methode und bedarf der Bereitschaft zur Mitarbeit des Klienten. Denn nur durch eine offene wohlwollende Grundeinstellung ist ein zuverlässiges Testen möglich. Dies sollte prinzipiell auch die Grundeinstellung jeder modernen Medizin sein.
2. Klient und Therapeut müssen, soweit möglich, eine neutrale Erwartungshaltung bezüglich der Ergebnisse der einzelnen Testungen einnehmen. Dies ist am besten am Beispiel eines kleinen Kindes vergleichbar. Ein Kind, das einen zuvor aus Bauklötzen gebauten Turm umstößt, ist völlig frei von Erwartungen, in welche Richtung die Klötze fallen. Genauso unvoreingenommen sollte unser Erwartungshaltung bezüglich des jeweiligen Testergebnisses sein. Dieses bedeutet aber nicht, dass der Therapeut erst nach dem durchgeführten Test überlegt, wie das Ergebnis zu interpretieren ist.
3. Nicht ein bestimmtes Testergebnis zu erwarten, aber jedmögliche Muskelveränderung in Bezug auf die durchgeführte Testung muss dem Therapeuten schon vorher klar sein: oder anders gesagt, der Tester muss klar in seinem Testablauf und der Vorgehensweise sein.
4. Manipulation ist natürlich möglich, daher sollten die Testungen stets auch durch logisches Denken und besonders im medizinischen Bereich auch durch andere Diagnose-Methoden überprüft und bestätigt werden. Dadurch wächst das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der durchgeführten Testungen und gibt immer mehr Sicherheit in der Anwendung dieser Methode.
5. Die Kinesiologie ist kein wissenschaftliches Verfahren, sondern ein aus der Empirie durch Beobachtung und Erprobung geschaffene Vorgehensweise zur Diagnostik (Testung) und Therapiebalancierung von Dysbalancen aller Bereiche des menschlichen Seins.
6. Im medizinischen Kontext geht es schwerpunktmäßig um die Sondierung und Behandlung gesundheitlicher und psychisch-emotionaler Störungen. Hierbei gilt, wie bei allen erfahrungsmedizinischen Methoden, dass es nur sinnvoll sein kann, den Gesundheitszustand des Patienten vor und nach einer Serie von Behandlungen zu bewerten. Der oft gemachte Fehler, einen Einzelbaustein, z.B. der einzelne Muskeltest, in Form einer Studie zu überprüfen, führ nicht selten zu keinen verwertbaren Erkenntnissen.
7. Daher benutze ich immer wieder die von Matthias Lesch stammende Aussage: „Die Kinesiologie ist eine subjektive Methode, die zu objektivierbaren Ergebnissen führt.“ Diese Aussage nimmt jedem Kritiker den Wind aus den Segeln.
8. Ein wichtiger Teil der erfolgreichen Anwendung der Kinesiologie liegt sicherlich bei der korrekten Anwendung der Techniken, aber ein genauso großer Anteilmacht die „Droge“ Therapeut aus. Das Vertrauen des Therapeuten in seine Methode ist ein oft unterschätzter Faktor. Dies haben auch unterschiedliche Studien gezeigt. Der bekannte Arzt und Kinesiologe Dr. Klinghardt berichtete von einer Studie mit Antihypertonikas. Die in der Studie verwendeten Medikamente waren schon lange auf dem Markt und durch zahlreiche Forschungsarbeiten deren Wirksamkeit bewiesen. Der Untersuchungsansatz sollte zeigen, welche Rolle die Einstellung des Arztes in Bezug auf die Wirksamkeit des Medikamentes hat. Durch verschiedene Tests wurde die Einstellung des Behandlers zur Wirksamkeit des Medikamentes herausgefunden, um eventuelle Unterschiede in der Wirksamkeit bei gleicher Indikation und Dosierung festzustellen. Kurz und gut, auch diese Studie zeigte, was empirisch schon lange beobachtet wurde: Bei positiver Einstellung des Therapeuten ist die Wirkung deutlicher als bei der Gruppe der »Zweifler«. Die Zeitschrift GEO Heft 10/2003 enthält weitere wichtige Informationen aus der Placebo-Forschung.
9. Daher ist es sinnvoll, neben der regelmäßigen fachlichen Fortbildung auch genauso viel Zeit für das persönliche Wachstum zu verwenden, um die individuelle Heilerpersönlichkeit zu entwickeln.
10. Die Achtung des Selbstbestimmungsrechts des Klienten stellt einen weiteren wichtigen Pfeiler der kinesiologischen Arbeit dar. Dies wird nicht nur durch die respektvolle Umgangsweise, sondern auch durch das zusätzliche Einholen der Erlaubnis des Unbewussten gewahrt, z.B. mit der Frage: "Haben Therapeut und Patient die Erlaubnis, dieses Problem miteinander zu bearbeiten?". Der Muskeltest zeigt die Zustimmung oder Ablehnung, somit wird die Entscheidung für beide sichtbar. Es ist selbstverständlich, dass ein »Nein« vom Therapeuten genauso geachtet werden muss wie ein »Ja«. Nicht das Aufdrücken der Vorstellungen des Therapeuten ist das Ziel, sondern das Gehen eines gemeinsamen Stück Weges in Richtung Gesundheit.
11. Wohin aber der genaue Weg führen soll, entscheidet der Klient alleine. Um dem Therapeuten den Druck zu nehmen, ist es daher immer ratsam, den Klienten seine Erwartungen an den Therapeuten und die Kinesiologie genau verbalisieren zu lassen. Dadurch lässt sich vermeiden, dass sich der Therapeut unnötig unter Druck setzt. Denn sehr häufig kann man erleben, dass die Erwartungen des Therapeuten weitaus höher sind, als die des Klienten. Durch eine klare Zielabsprache wird viel »Wind aus den Segeln genommen« und mehr Leichtigkeit in die Behandlung gebracht.
(aus Kinesiologie-Journal Nr. 12; Hauszeitschrift der DGAK)